News

Gleich drei Uraufführungen und drei persönlich anwesende Komponisten belegten die Ausnahmestellung [...] Kursleiter Nicol Matt ließ es sich nicht nehmen, diesen besonderen Konzertauftakt selbst [...] zu präsentieren. Schon in diesem ersten Stück zeigte sich das exorbitante Leistungsvermögen der Chorsänger. Weit hinten im Chor der Kirche in langer, bunt gemischter Reihe stehend, glänzte das Ensemble mit einem homogenen, über alle dynamischen Bereiche wunderbar weichen Chorklang und perfekter Intonation. [...]
Der letzte Konzertabschnitt war dann den Uraufführungen von Robert Patersons 'A Dream Within a Dream' (einem Auftragswerk des Festivals Europäische Kirchenmusik) und 'Row, row, row your boat' sowie Giselle Wyers 'The Invitation' vorbehalten.
Mit lang anhaltendem Beifall und stehenden Ovationen bedanke sich das Publikum in der voll besetzen Franziskuskirche für ein Chorkonzert der Extraklasse. Als Zugabe erhielten die Zuhörer zwei mit unglaublich viel Elan interpretierte Gospels von Moses Hogan – 'The Battle of Jericho' und 'Elijah Rock'.
30.07.2011, Gmünder Tagespost, Hansjörg Sattler

↑ schließen

Wenn Matt von der Zeit sprach, als er noch jung war, löst das ein Schmunzeln aus, zumal er nichts von seinem 'Sturm und. Drang' eingebüßt hat, wie die Gospelzugaben des Konzerts in St. Franziskus augenzwinkernd authentisch belegten.
Man spürte sofort, dass die sieben dirigierenden von insgesamt elf Kursteilnehmern nichts 'aufs Auge gedrückt' bekamen. Matts respektables Credo: die Persönlichkeit und die emotionale Vermittlungskompetenz seiner Meisterschüler zu stärken. [...] Nur graduell unterschieden sich die jungen Dirigenten: Markus Mack (Freiburg), Ulrike Kestler (Wunstorf), Claudia Jennings (Sao Paolo), Daniel Arnold (Beselin), Martin Meyer (Köln), Stefan Kaltenböck (Brixen) und Elizabeth Kühn (Schweiz).
Dr. Giselle Wyers (* 1969) dirigierte 'The Invitation' (ein Auftragswerk des ausführenden Chamber Choir of Europe) selbst. Chorleiter Nicol Matt demonstrierte wiederum - schlüssig für Publikum und Kursteilnehmer -, was Singen kriterienhaft bedeutet. Wie oft werden Stimmen aufgrund intentionaler Willkür oder epigonal wegen gängiger Hypothesen in ein Korsett gezwängt. So durfte man in der Franziskuskirche unverkürzt 'original' hören, einfach beglückend! [...] Und nach 100 Minuten eines Nonstop-Singens mussten die Profis dem jubelnden Publikum Genüge tun mit eben jenen zwei Gospels als Zugaben, bei denen Matt als sympathischer Showman einem schwungvollen Artisten glich - völlig uneitel, eben spontan, natürlich.
Die Programmfolge zeigte gleichermaßen die Lebendigkeit und Qualität amerikanischer Chorkompositionen, hierzulande leider weitgehend unbekannt. Das hängt auch damit zusammen, dass bei uns die kontinuierlich arbeitenden Chöre kaum Nachwuchs junger Choristen verzeichnen, während in Amerika das Chorsingen auf Platz zwei (nach Sportaktivitäten) folgt. Dieses Junktim ist eine sprudelnde Quelle für Umfang und Güte zeitgenössischer Chorkompositionen dort. [...] Aaron Copland, Samuel Barber und Leonard Bernstein, so sind für viele Zeitgenossen die Namen Eric Whitacre (* 1970), Moden Lauridsen (* 1943), Bob Chilcott (* 1955), Giselle Wyers (* 1969), Ola Gjeilo (* 1978) oder Robert Paterson (* 1970) eher unbekannt. Insofern hat Matt das Verdienst, diese bedeutenden Könner hier bekannt zu machen.
Allen Kompositionen entsprach das Kriterium, in homogenen Bögen zu klingen, auch in Clustern oder Dissonanzen, die nie wehtaten. Der Umfang der Vielstimmigkeit kam hinzu, z. T. solistisch oder mit Klavier ergänzt. Bei dieser Originalität müsste man jedes Werk und die Dirigierleistungen einzeln würdigen, was den Rahmen jedes Berichts sprengte.
30.07.2011, Rems-Zeitung (ry)

↑ schließen